Wir haben das Vedunia Lernstudio in der Dresdner Straße 81–85 besucht – eine Sprachschule, die seit über sieben Jahren erfolgreich besteht und von Frau Đurđa Mach-Botica geleitet wird. In einem hellen, einladenden und professionell gestalteten Ambiente bietet Vedunia zielgerichtete und integrative Deutschkurse an – von A1 für Einsteiger bis hin zu C1 auf akademischem Niveau, inklusive Vorbereitung auf ÖIF- und ÖSD-Prüfungen.

Mit kleinen Gruppen von sechs bis acht Teilnehmenden und einem engagierten Team aus erfahrenen, mehrsprachigen Lehrkräften ist Vedunia mehr als eine Sprachschule – sie ist eine wertvolle Unterstützung auf dem Weg zur Integration, im Berufsleben und im Alltag in Österreich.

Wir haben mit Frau Đurđa ein Gespräch geführt, in dem sie mit viel Leidenschaft und klarer Vision erklärt hat, warum Vedunia längst als Ort geschätzt wird, an dem Sprachenlernen nicht zur Pflicht, sondern zur Freude wird.

Vedunia Lernstudio - Đurđa
Đurđa Mach Botica

YUga: Wie ist die Idee für Vedunia Lernstudio entstanden?

Đurđa: Die Idee, eine eigene Schule zu gründen, hat sich über mehrere Jahre hinweg entwickelt. Ich habe lange in anderen Berufen gearbeitet und dabei beobachtet, wie schwer sich viele Menschen mit Migrationshintergrund tun – sei es im Alltag oder im Berufsleben. Ohne Sprachkenntnisse sind sie oft unsicher und leichter angreifbar.

Es geht aber nicht nur um die Sprache – auch das Verständnis für Systeme, Abläufe, Behörden, Fristen und Termine ist entscheidend. Viele kennen das nicht aus ihren Herkunftsländern. In ethnischen Communities kursieren häufig Halbwahrheiten, und viele fühlen sich zwischen Gerüchten und der Realität verloren.

Gleichzeitig habe ich gesehen, wie viele Türen sich öffnen, wenn man die Sprache spricht. Auch mir persönlich hat das im Berufsleben sehr geholfen – ich habe Tourismusmanagement studiert und war früh im Kontakt mit internationalen Kunden.

Ich wollte einen Ort schaffen, an dem man von Menschen lernen kann, die selbst ähnliche Wege gegangen sind – ohne Angst vor Abzocke. Mein größtes Anliegen war es, besonders Frauen, jungen Menschen und allen Lernwilligen Mut zu machen und ihnen zu zeigen, was Österreich zu bieten hat. Und vor allem: eine Schule zu gründen, die sich qualitativ klar von anderen abhebt.

YUga: Warum genau dieses Konzept – kleine Gruppen, mehrsprachige Unterstützung, Fokus auf Integration?

Đurđa: Bevor ich Vedunia gegründet habe, habe ich an verschiedenen Instituten unterrichtet und gesehen, wie schwierig es ist: große Gruppen, Lehrkräfte ohne Migrationshintergrund, oft ohne Verständnis für die Herausforderungen der Teilnehmenden, ständig wechselndes Personal, strikte, wenig flexible Lehrpläne. Natürlich haben auch wir Struktur und klare Lernziele – aber wir arbeiten mit anderen Methoden. Bei uns gibt es kreative Übungen, Stadtspaziergänge, Picknicks oder Präsentationen unserer Teilnehmer*innen. Diese Aktivitäten helfen dabei, Ängste abzubauen und Sprache schneller zu lernen. Und manchmal braucht es einfach eine Erklärung auf der Muttersprache – oder es tut gut, eigene Lebensgeschichten zu hören.

In unserem Team sprechen wir rund zehn Sprachen – darunter BKS, Englisch, Tschechisch, Russisch, Polnisch, Bulgarisch, aber auch Grundkenntnisse in Französisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch und Türkisch. Wir kennen uns auch mit vielen bürokratischen Stolpersteinen aus. Bildung beginnt für viele mit der Sprache – und das ist eine Investition, die sich langfristig für alle lohnt.

YUga: Wer sind Ihre Hauptzielgruppen?

Đurđa: Unsere Hauptzielgruppe sind natürlich Menschen mit Migrationshintergrund – egal ob mit akademischem oder praktischem Hintergrund. Viele möchten arbeiten oder studieren, doch ohne Deutschkenntnisse finden sie keinen Job in ihrem Berufsfeld. Auch wer arbeitet, landet oft in anstrengenden, schlecht bezahlten Jobs – oft mit anderen, die ebenfalls kaum Deutsch sprechen. Irgendwann merken viele: Ohne Sprache geht es nicht. Wir helfen ihnen, diesen Schritt zu gehen.

YUga: Wie wählen Sie Ihre Lehrkräfte aus?

Đurđa: Unser Team ist bunt gemischt – mehrsprachig, hochqualifiziert und mit eigener Migrationsgeschichte. Einige haben zusätzliche Ausbildungen als Dolmetscherinnen, Sozialarbeiterinnen oder Pädagog*innen. Auch ihre früheren Berufe fließen in den Unterricht mit ein. Alle sind fest angestellt – was heute nicht selbstverständlich ist – und bilden sich regelmäßig intern und extern weiter. Das ist Teil unserer Philosophie. Die Ausbildung dauert mindestens ein Jahr – und hört eigentlich nie auf. Bei uns lernt man nicht nur unterrichten, sondern bekommt auch Einblicke in die Organisation der Schule. Unsere Lehrkräfte erhalten zahlreiche Vorteile und Boni – das unterscheidet uns klar von anderen Instituten. Wir bieten außerdem Praktika und Mentoring für neue Lehrkräfte an und sind ein anerkannter Ausbildungsbetrieb der Wirtschaftskammer. Das erfüllt uns mit Stolz. Am Ende zählt aber nicht nur der Lebenslauf – entscheidend sind Teamgeist, Solidarität, Empathie und Respekt.

Tim Vedunia Lernstudio
Vedunia tim

YUga: Der Lernraum bei Vedunia ist besonders schön gestaltet – wie wichtig ist die Atmosphäre für den Lernerfolg?

Đurđa: Die Umgebung hat einen riesigen Einfluss! Wir legen Wert auf eine freundliche, motivierende Atmosphäre – mit vielen Pflanzen, kleinen Rückzugsorten, Fitnessgeräten, Tee, Kaffee, Obst und Snacks. Wir feiern Geburtstage, verabschieden uns mit kleinen Festen – das macht viel aus. Unsere Schule ist bunt und international – und das zeigen auch unsere Wände: Kunstwerke von Teilnehmer*innen, Collagen, Poster. Sogar Geschenke aus verschiedenen Ländern – als Zeichen gegenseitigen Respekts. Einmal haben ehemalige Opernsängerinnen ein kleines Konzert organisiert! All das macht Vedunia besonders.

YUga: Wie flexibel sind Ihre Kurszeiten und Formate?

Đurđa: Sehr flexibel! Wir bieten Kurse morgens, nachmittags und abends an – und passen die Zeiten oft individuell an, wenn’s nötig ist. Unsere Stärke liegt in Präsenzkursen, aber wir haben auch Online-Unterricht etabliert – besonders auf den höheren Niveaus wie B2 oder C1 kombinieren wir beides gern. So fördern wir auch digitale Kompetenzen, die heute einfach dazugehören. Am schönsten ist es zu hören: „Ich komme gern zur Schule!“

YUga: Wie laufen die ÖIF- und ÖSD-Prüfungsvorbereitungen ab?

Đurđa: Die Prüfungsvorbereitung ist von Anfang an in den Kurs integriert. Wir achten früh darauf, was für die Prüfung wichtig ist. Für besondere Fälle bieten wir auch intensive Kurzvorbereitungen (2–3 Tage) im Einzelunterricht an – das ist Luxus, aber sehr effektiv. Viele unterschätzen die Prüfungen – zum Beispiel glauben manche, dass man mit A1-Kenntnissen einen A2-Test schafft. Da sage ich gern: Mit der Grundschule besteht man auch nicht die Matura. Wir schauen uns jeden Fall genau an und beraten ehrlich.

YUga: Was bringen Zusatzmodule wie „Living Austria“ oder interkulturelle Kommunikation für die Integration?

Đurđa: Sehr viel! Themen wie Zusammenleben, demokratische Werte, Genderrollen, Gesundheitssystem, Pünktlichkeit – das ist nicht nur prüfungsrelevant, sondern entscheidend fürs Ankommen im Alltag. Unsere Teilnehmer*innen lernen, wie Österreich funktioniert – und was dazugehört.

YUga: Arbeiten Sie mit Institutionen wie MA35 oder dem ÖIF zusammen? ŐIF) ili možete li objasniti program podrške studentima i zaposlenima?

Đurđa: Ja, wir kooperieren mit AMS, MA 17, ÖIF, WAFF und vielen anderen Stellen. Dadurch können wir auch Menschen mit wenig Geld unterstützen – mit Gutscheinen, Förderungen oder speziellen Programmen für Frauen, Geflüchtete oder Arbeitssuchende. Wir finden fast immer eine Lösung.

Kursteilnehmer:innen der Vedunia Lernstudio
Kursteilnehmer:innen der Vedunia Lernstudio

YUga: Wie groß ist die Nachfrage nach Fachkursen – z. B. für Pflege, Tourismus oder IT?

Đurđa: Sehr groß – weil genau dort Fachkräfte fehlen. In solchen Kursen lernen die Teilnehmenden gezielt den Wortschatz für ihren Beruf. Das spart Zeit, motiviert und bereitet besser vor. Ich komme selbst aus dem Tourismusbereich und weiß, wie wichtig das ist.

YUga: Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie zurückblicken?

Đurđa: Ich bin jedes Mal stolz, wenn ich in der Stadt jemanden von unseren ehemaligen Kursteilnehmer*innen treffe – wenn sie mir freudig entgegenkommen und erzählen, wie es ihnen geht. Manchmal passiert es auch, dass mich jemand in den Öffis oder im Supermarkt erkennt, kurz anhält und eine schöne Geschichte mit mir teilt. Es sind immer emotionale Momente, große Veränderungen in kurzer Zeit, in denen sich die Puzzleteile ihres Lebens zusammenfügen. Jede dieser Geschichten ist ein Zeichen dafür, dass sich unsere Mühe – und die der Lernenden – gelohnt hat. Inzwischen sind schon Hunderte Menschen durch unsere Schule gegangen – es gibt viele Geschichten, aber einige besondere Anekdoten bleiben einfach im Herzen. Einmal, zum Beispiel, war ich in einer überfüllten U-Bahn, als plötzlich jemand vom anderen Ende des Wagens laut rief: „Frau Lehrerin, Frau Lehrerin!“ – er bahnte sich energisch den Weg durch die Menge. Ich hatte natürlich keine Ahnung, dass ich gemeint sein könnte. Als er bei mir ankam, sagte er voller Stolz, laut und deutlich, damit es alle hören konnten: „Das ist meine erste Deutschlehrerin, dank ihr habe ich Deutsch gelernt!“
Ein anderes Mal traf ich eine ehemalige Teilnehmerin im Supermarkt. Sie war mit ihrem kleinen Sohn dort, der fragte: „Mama, wer ist diese Frau?“ Und sie antwortete: „Das ist meine Deutschlehrerin.“ Der Junge sagte: „Aber Mama, du kannst doch Deutsch!“ Und sie antwortete: „Ja, weil sie es mir beigebracht hat.“

Ich bin auch sehr stolz auf mein Team und auf alles, was wir in den letzten Jahren erreicht haben. Sie arbeiten täglich mit Herz, Geduld und Begeisterung. Wenn nötig, erklären sie Dinge mehrsprachig – sei es zur deutschen Sprache, zur österreichischen Mentalität oder zum Prüfungsablauf. Sie fiebern mit, drücken die Daumen, freuen sich gemeinsam über jeden Erfolg oder trauern mit, wenn es an einem einzigen Punkt scheitert.

YUga: Wenn Sie an die Zukunft denken – wo sehen Sie die Vedunia Schule in fünf Jahren? Was ist Ihr nächstes Ziel oder Ihre große Vision?

Đurđa: Das ist die schwierigste Frage zum Schluss – dafür müsste man hellsehen können. Aber Spaß beiseite: Wir leben in extrem schnelllebigen Zeiten, mit riesigem Druck und einer Flut an Informationen. Es ist wirklich schwer, die nächsten Wochen oder Monate vorauszuplanen. Dazu kommt noch die wirtschaftliche Unsicherheit, die niemand wirklich einschätzen kann. Man darf auch nicht vergessen, dass wir als Schule Teil eines größeren Netzwerks sind – wir bauen Brücken zwischen Gesellschaft und Individuen, aber auf vieles haben wir keinen Einfluss. Deshalb weiß man nie, was der nächste Tag oder das nächste Jahr bringt.

Und wenn wir schon von Jahren sprechen – ich bin in einem Alter, in dem viele über den Ruhestand nachdenken. Mein Wunsch ist es, gesund zu bleiben und möglichst viel Wissen an die jüngere Generation weiterzugeben. Ich bin aber nicht der Typ, der sich zurücklehnt oder sich von negativen Dingen einschüchtern lässt. Ich arbeite einfach weiter – mit positiver Einstellung, im Leben wie im Beruf. Natürlich habe ich noch viele Ideen und Pläne im Kopf – und wir arbeiten ehrlich, schrittweise und engagiert an ihrer Umsetzung. Die Ergebnisse kommen dann ganz von allein. Kommen Sie in einem Jahr, in zwei oder in fünf wieder vorbei – dann sehen wir, was aus allem geworden ist.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Đurđa Mach-Botica für das Gespräch und wünschen dem Team von Vedunia weiterhin viel Erfolg!

Interview geführt von YUga.at


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