Auf dem YUga-Portal stellen wir gerne Initiativen und Organisationen vor, die zu unserer Community in Österreich beitragen. Diesmal lernen wir Prospera , kennen, einen Verein zur Förderung von Finanzkompetenz und wirtschaftlicher Stärkung von Frauen, der seine Erfahrungen aus Serbien nun auch nach Österreich gebracht hat.

Mit der Mitgründerin Karolina Herbut haben wir darüber gesprochen, wie die Idee zu Prospera in Wien entstanden ist, welche größten finanziellen Herausforderungen Frauen aus unserer Community hier haben und welche Pläne und Visionen der Verein verfolgt.

Prospera in Österreich: Fortsetzung des begonnenen Weges

YUga: Wie entstand die Idee, Prospera nach zehn Jahren Arbeit in Serbien nun auch in Österreich zu gründen?

Karolina (Prospera): Prospera wurde gegründet, um Frauen und Mädchen wirtschaftlich zu stärken, ihre finanzielle Bildung zu verbessern, unternehmerische Fähigkeiten zu fördern und Karrieren in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu unterstützen – weil man dort oft besser verdient. Ein besonderer Fokus liegt auf Frauen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, damit sie Sicherheit im Umgang mit ihren eigenen Finanzen gewinnen.

Finanzielle Bildung und ökonomische Stärkung sehe ich als meine Mission. Nach meinem Umzug nach Österreich 2024 war es für mich, Karolina Herbut, Mitgründerin von Prospera, der logischste Schritt, die in Serbien begonnene Arbeit hier fortzusetzen.

In Serbien war ich zehn Jahre lang in zwei Bereichen aktiv: als Unternehmerin – unabhängige Finanzberaterin – und als Mitgründerin und Präsidentin des Vereins CEFIN – Zentrum für Finanzbildung und Empowerment.

All die Jahre habe ich Finanzbildung durch Workshops, Vorträge, Webinare und Online-Kurse vermittelt und zahlreiche Einzelberatungen durchgeführt. Ich habe auch die ersten Programme für finanzielles Wohlbefinden in Unternehmen in Südosteuropa gestartet.

Langfristige Projekte und Vereine lassen sich nur schwer ohne Kolleg:innen halten, die die gleichen Werte teilen. Ich hatte das Glück, Romana Wochl -kennenzulernen, die aus Österreich stammt und über 20 Jahre Erfahrung im Finanzsektor hat. Gemeinsam entschieden wir, Prospera in Wien zu gründen – mit dem Fokus auf finanzielle Bildung und wirtschaftliche Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund sowie Frauen aus der LGBTQ+-Community.

Finanzielle Herausforderungen von Frauen aus der BKS-Community in Österreich

YUga: Welche größten Herausforderungen sehen Sie bei Frauen aus der BKS-Community in Österreich im Hinblick auf finanzielle Bildung und Sicherheit?

Karolina (Prospera): Ein großes Thema ist die finanzielle (Un)abhängigkeit.

Unbezahlte Arbeit zu Hause – Kinderbetreuung, Pflege von Älteren oder Kranken, Kochen, Putzen – führt oft dazu, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten oder gar nicht erwerbstätig sind. Manche arbeiten in der Landwirtschaft ohne Entgelt.

Dadurch verfügen sie selten über eigenes Einkommen oder nicht genug für ein unabhängiges Leben.

Frauen sind dann oft finanziell abhängig von Partnern, obwohl sie sehr viel arbeiten. Wir wissen, dass in Österreich der Gender Pay Gap bei etwa 18 % liegt und Frauen im Schnitt rund 40 % weniger Pension als Männer erhalten.

Kurz- und langfristig hat das große Auswirkungen: Zu wenig Pension für den Lebensabend, schwierige Trennung aus ungesunden Beziehungen, fehlende Sprachkenntnisse oder Berufserfahrung, wenn sie lange zu Hause waren.

Zudem holen sich viele Informationen über Finanzen nicht aus geprüften Quellen, sondern aus Facebook-Gruppen oder von Bekannten.

Diese Communities sind zwar hilfreich, aber oft fehlt der Zugang zu korrekten Informationen in der eigenen Sprache.

Und wenn plötzlich Geld gebraucht wird, haben Frauen ohne formelle Anstellung keinen Zugang zu regulären Krediten und geraten leicht in riskante Schulden.

Motivation zur Teilnahme & schlechte Erfahrungen

YUga: Gibt es Unterschiede in der Arbeit zwischen Ex-YU und Österreich?

Karolina (Prospera): Eine Sache haben wir bereits festgestellt: Obwohl viele unserer Programme kostenlos sind, ist es deutlich schwieriger, Frauen zu motivieren, zu einer Veranstaltung zu kommen und sich anzumelden – egal ob online oder vor Ort.

Vielleicht liegt das daran, dass manche schlechte Erfahrungen mit Events gemacht haben, die als „Finanzbildung“ verpackt sind, in Wirklichkeit aber Menschen „anlocken“, um in irgendwelche Modelle für vermeintlich schnelle und zusätzliche Einnahmen einzusteigen, oder ihnen Versicherungen, Börsenhandel oder anderes angeboten wird (im schlimmsten Fall handelt es sich sogar um Finanzbetrug, der über Nacht Gewinne verspricht).

Wenn ich genauer darüber nachdenke, war es in Serbien ähnlich – bei manchen hat es Monate oder Jahre gedauert, bis sie Vertrauen gefasst haben, dass wir in unserer Arbeit keine Finanzprodukte „andrehen“. Im Gegenteil: Wir möchten, dass Frauen das Kleingedruckte genau lesen und Finanzprodukte verstehen, die sie nutzen möchten.

Über weitere Unterschiede ist es noch zu früh zu sprechen, da wir ein neuer Verein sind, gegründet im Jahr 2025.

Persönliche Geschichte, die Prospera inspiriert haben

YUga: Können Sie eine persönliche Geschichte oder Erfahrung teilen, die Sie für diese Arbeit besonders motiviert hat?

Karolina (Prospera): Meine Kollegin Romana aus Österreich und ich, Karolina aus Serbien, kommen aus Familien, in denen wir erlebt haben, was es heißt, kein oder nur wenig Geld zu haben. Im Laufe der Jahre haben wir uns mit eigener Kraft Bildung erarbeitet, gute Jobs gefunden und begonnen, ordentlich zu verdienen.

Dann haben wir gemerkt, dass wir trotzdem Schwierigkeiten im Umgang mit Geld hatten: Wir haben nicht so viel gespart, wie wir konnten, nicht früh genug mit dem Investieren begonnen – aufgrund von Vorurteilen (etwa, dass man dafür sehr viel Geld braucht oder dass Investieren „wie Glücksspiel“ sei). Wir haben kein Geld für längerfristige Ziele/Pläne zurückgelegt, weil wir beide aus der frühen Kindheit gewohnt waren, nicht langfristig zu planen – es ging immer darum, genug Geld bis morgen oder bis zum nächsten Gehalt zu haben. Als wir dann schon gut verdient haben, wandelte sich unsere Einstellung zu Geld: „Man lebt nur einmal.“ Gib es heute für Dinge und Erlebnisse aus – wer weiß, ob du es morgen hast. Und danach kam das schlechte Gewissen, weil wir etwas gekauft hatten … Dann folgten Tage, in denen wir an Kleinigkeiten sparten, an denen man eigentlich nicht sparen sollte.

Ich persönlich bin unter dem Einfluss einer schlechten Partnerschaft in meinen frühen Zwanzigern in einige Kredite gerutscht, die ich noch Jahre nach dieser Beziehung abbezahlt habe. Irgendwann stand ich als Selbständige mit 16.000 Euro Schulden (im Minus) da, zur Miete in Belgrad, mit fixen monatlichen Ausgaben von rund 1.000 Euro für drei Kreditraten und die Abgaben meines Unternehmens – ohne regelmäßiges Einkommen. Romana verschuldete sich wegen ihrer Mutter (die viele falsche Entscheidungen traf, die Romana dann bezahlte) und tilgte ihre Kredite bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr.

Das Interessante daran: Während wir beide in unseren privaten Finanzen Fehler machten, waren wir in unseren Jobs – dort, wo wir angestellt waren – beide ausgezeichnet in Finanzen und Budgetierung für das Unternehmen.

Dabei waren wir bei der Arbeit ausgezeichnet und ohne Fehler in unseren Firmen sehr erfolgreich gearbeitet haben.

Ich (Karolina) habe nach all diesen Fehlentscheidungen beschlossen, mich aus den Krediten herauszuarbeiten und endlich meine persönlichen Finanzen zu ordnen. Nachdem mir das gelungen war, bin ich anders an das Thema Finanzen herangegangen – immer mehr Menschen fragten mich um Rat. Das motivierte mich, 2014 zunächst einen Blog über persönliche Finanzen zu starten und mich ab 2017 vollständig der Finanzbildung im Rahmen des Vereins und der Selbstständigkeit zu widmen.

Romanas Erfahrungen motivierten auch sie, Prospera zu gründen, um so viele Frauen wie möglich auf dem Weg in eine bessere finanzielle Zukunft zu unterstützen.

Aus unserer Erfahrung ist klar: Wenn wir es schaffen konnten – könnt ihr das auch. Es braucht Zeit, aber wir sind da, um zu helfen.

Zwei wunderbare Frauen und ein Kater: Kraf der Prospera

YUga: Wer steht hinter dem Verein – können Sie sich selbst, Ihre Kollegin und Enzo kurz vorstellen, mit denen Sie in Wien arbeiten?

Karolina (Prospera): Aktuell besteht das Prospera-Team aus 2+1 Mitgliedern:

Romana Wochl ist Ingenieurin, MINT-Enthusiastin, Mitgründerin und Vizepräsidentin von Prospera sowie Business Analyst in einer großen österreichischen Bank. Sie studiert Innovation Management und möchte ihr Wissen und ihre 25-jährige Erfahrung im Bank- und IT-Sektor – mit hoher Verfügbarkeit, Projektmanagement und Implementierung in der Finanzindustrie – nutzen, um Innovation in die Finanzbildung zu bringen. Mit Prospera möchte sie zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen beitragen, Finanz- und Wirtschaftskompetenz verbessern, unternehmerische Fähigkeiten fördern und Karrieren in MINT-Bereichen sowie Unternehmertum unter Frauen und Mädchen voranbringen.

Ich, Karolina Herbut bin Finanzbildnerin, Mentorin, ICF-ACC Coach sowie Mitgründerin und Präsidentin der Organisationen Prospera und CEFIN. Ich helfe Privatpersonen und Organisationen samt ihren Mitarbeitenden, die Kontrolle über ihre persönlichen Finanzen zu übernehmen, Ersparnisse zu erhöhen, ihr Investment-Wissen auszubauen, ihre Einkommen zu steigern, ihr Verhältnis zu Geld zu verbessern und ihre persönlichen wie beruflichen Ziele zu erreichen. Als Unternehmerin habe ich die ersten Employee-Well-Being-Programme mit Schwerpunkt Finanzbildung am Arbeitsplatz in Serbien sowie die ersten Online-Kurse zu persönlichen Finanzen in Südosteuropa lanciert.

Über Social-Media-Beiträge, Newsletter und unsere Website teile ich nützliche, kostenlose Empfehlungen und Tools, die Menschen helfen, ihre persönlichen Finanzen zu verbessern.

Sowohl Romana als auch ich möchten mit Prospera einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, finanzielle und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie Wohlstand und langfristige Sicherheit fördern – als Beitrag zur Gleichstellung von Frauen und Männern.

Besondere Unterstützung für unser Team ist der flauschige Kater Enzo von Zypern. Er wirkt meist beruhigend auf uns, „knetet Kuchen“ stundenlang und hilft bei schwierigen Entscheidungen. Enzo hat wirklich schwere Knochen. 😊

enzo

Projekte und Vision in der Zukunft

YUga: Wie stellen Sie sich Prospera in einigen Jahren vor – welche Ziele und welche Vision haben Sie?

Karolina (Prospera): Wir starten bereits mehrere Projekte – das erste heißt „SHE COUNTS“, das zweite „COINVERSATIONS“.

SHE COUNTS projekat

SHE COUNTS umfasst eine öffentliche Veranstaltung „Frauen, Geld und Karriere“ am 2. Oktober 2025 im Impact Hub Vienna, die für alle offen ist (Frauen und Männer). Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie hier, ebenso die Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung.

Im Rahmen von SHE COUNTS (Oktober–Dezember 2025) starten wir zudem ein Finanzbildungsprogramm für Frauen, das Workshops und Webinare zu persönlichen Finanzen umfasst. Eingebunden ist ein Netzwerk erfahrener Referentinnen, und die Teilnehmerinnen lernen:

  • Finanzziele zu setzen sowie eine gesunde Einstellung zu Geld und gesunde Finanzgewohnheiten zu entwickeln
  • ihre Finanzen effektiv zu planen und zu budgetieren
  • zusätzliches Einkommen zu erzielen – unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln
  • klug zu investieren und Finanzbetrug zu vermeiden
  • zu verhandeln und für sich selbst einzustehen

Wer Interesse hat: Mehr Infos und Anmeldung unter:
https://forms.gle/EBpbv2GyYJHHrJP86

Bewerbungsfrist: Freitag, 3. Oktober 2025, 23:59 Uhr. Das Organisationsteam wählt 20 Teilnehmerinnen aus Österreich aus; für sie ist die Teilnahme kostenlos.

COINVERSATIONS Projekt

Das Prospera-Projekt „COINVERSATIONS“ wurde beim MEGA Bildungsstiftung Financial and Economic Literacy Hackathon, der im Rahmen des renommierten Europäischen Forums Alpbach in Österreich stattfand, als eines der drei besten Projekte ausgezeichnet. Prospera hat dort – gemeinsam mit acht weiteren Projekten – mithilfe erfahrener Expert:innen und Mentor:innen an der Weiterentwicklung der Projektidee im Bereich Finanzbildung gearbeitet. Der Hackathon beinhaltete auch einen Wettbewerb zwischen den Projekten. Dieser Erfolg brachte Prospera zudem eine finanzielle Unterstützung von 5.000 EUR durch Dragonfly Finance – Lederer-Pabst GmbH, hinter der Dr. Susanne Lederer-Pabst, CEFA, eine der Mentorinnen des Wettbewerbs, steht.

„COINVERSATIONS“ hat zum Ziel, sichere Räume für Frauen zu schaffen, in denen sie in kleinen Gruppen und in verschiedenen Sprachen offen über Geld sprechen sowie aus verlässlichen Quellen lernen und sich informieren können.

Das Projekt startet im Herbst/Winter 2025. Interessierte Mädchen und Frauen folgen am besten den Social-Media-Kanälen von Prospera oder melden sich für den Newsletter an, um Benachrichtigungen zu erhalten.

Vision

Unsere Vision ist, dass Prospera ein Ort ist, an dem Frauen und Mädchen Wissen, positive Finanzgewohnheiten und Selbstvertrauen im Umgang mit persönlichen Finanzen aufbauen.

Durch unsere Programme lernen Frauen, ihr Geld zu verdienen, zu nutzen, zu vermehren und zu schützen – aus zuverlässigen, unabhängigen Quellen, in einem sicheren Umfeld und in ihrer Muttersprache.

Wir planen:

  • Präsenz- und Online-Vorträge/Workshops/Webinare zu Finanzthemen,
  • eine Website mit nützlichen Informationen, Broschüren und Bildungsmaterialien,
  • regelmäßige informelle Treffen, bei denen offen über Geld und finanzielle Herausforderungen gesprochen wird,
  • Gespräche mit Finanzexpert:innen,
  • gedruckte Materialien in mehreren Sprachen.

Die Zusammenarbeit mit anderen formellen und informellen Organisationen ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir möchten uns mit Organisationen vernetzen, die unsere Werte und Ziele teilen, Gespräche über Geld mit ihren Mitgliedern und Followern anstoßen und sie auf dem Weg in eine bessere finanzielle Zukunft und Unabhängigkeit unterstützen.

Schließen Sie an

YUga: Wie können interessierte Frauen mitmachen (an Programmen teilnehmen, uns folgen, freiwillig mitarbeiten, kooperieren)?

Karolina (Prospera): Über Social Media und unsere Website können Sie sich laufend über unsere Aktivitäten informieren – dort finden Sie immer, wie Sie sich für aktuelle Programme anmelden können.

Wenn Sie sich ehrenamtlich engagieren möchten, einen Kooperationsvorschlag haben oder eine Frage, schreiben Sie uns gerne an info@theprospera.org

Die Aktivitäten von Prospera können Sie hier verfolgen:

Schlusswort

YUga: Gibt es etwas, das Sie Frauen aus unserer Community als Botschaft besonders mitgeben möchten?

Karolina (Prospera): Zwei Punkte möchte ich hervorheben:

  1. Seid frei, euch bei uns zu melden, eure finanziellen Herausforderungen zu teilen und Themen/Aktivitäten vorzuschlagen, die EUCH wichtig wären.
  2. Sich um Geld zu kümmern bedeutet, sich um sich selbst zu kümmern. Es ist nie zu spät – und nie zu früh –, sich mit diesem Thema, mit sich selbst und den eigenen Finanzen zu beschäftigen.

Das Gespräch führten wir mit Karolina Herbut am 20. September 2025 in Wien.

Wir danken Karolina für das ausführliche Interview und die vielen hilfreichen Informationen, die sie mit uns und unserer Community geteilt hat, und wünschen ihr und dem Verein Prospera viel Erfolg bei der weiteren Arbeit und den Projekten, mit denen sie zur finanziellen Stärkung von Frauen in Österreich beitragen.