In letzter Zeit melden immer mehr Wienerinnen und Wiener ungewöhnliche Diebstähle aus ihren Autos – und zwar ohne jegliche Aufbruchspuren. Man sperrt das Auto zu, geht einkaufen, und bei der Rückkehr ist das Fahrzeug plötzlich offen und wertvolle Gegenstände sind verschwunden.
Die Wiener Polizei warnt seit Jahren vor dieser Methode, die unter dem Namen Signal Jamming oder Funkstörung bekannt ist.

Beispiel aus Wien: Auto abgeschlossen, nichts beschädigt – aber der Laptop ist weg

Im Gespräch mit unseren Leserinnen und Lesern erfuhren wir von einem aktuellen Fall vor einer Hofer-Filiale in Wien.
Ein Ehepaar, Freunde unseres Portals, parkte seinen Mercedes Smart, sperrte ihn wie gewohnt ab und ging einkaufen. Als sie zurückkamen:

  • das Auto war offen,
  • es gab keine Aufbruchspuren,
  • aus dem Rucksack fehlte ein Laptop im Wert von rund 3000 Euro.

Erst zwei Tage später erhielten sie über das Apple-System die Meldung, dass der Laptop in einem unserer Nachbarländer in etwa 1000 km Entfernung eingeschaltet wurde. Der genaue Standort zeigte, dass das Gerät sehr schnell außer Landes gebracht worden war.

Als sie den Vorfall der Polizei meldeten, erklärte man ihnen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Signalstörung eingesetzt wurde – das Fahrzeug war also nie wirklich verriegelt, obwohl der Schlüssel betätigt wurde.


Wie funktioniert „Signal Jamming“?

Die Methode ist einfach – und genau deshalb so effektiv:
Was läuft da ab?

  1. Der Autobesitzer drückt auf den Schlüssel, um das Auto abzuschließen.
  2. Ein Dieb in der Nähe (meist 5–20 Meter entfernt) aktiviert ein kleines Gerät, das Funkrauschen erzeugt.
  3. Dieses Rauschen blockiert das Funksignal zwischen Schlüssel und Auto.
  4. Das Auto erhält den Verriegelungsbefehl nicht – der Besitzer merkt jedoch nichts davon.
  5. Sobald der Besitzer weg ist, öffnet der Dieb die Tür ganz normal.

Es gibt keinen Lärm, keine Beschädigung, keinen Alarm. Alles sieht so aus, als hätte der Besitzer schlicht vergessen, das Fahrzeug zuzusperren. Häufig sind zwei Täter im Einsatz: Einer beobachtet die Besitzer, der andere durchsucht das Auto.


Wo passiert das in Wien besonders häufig?

Laut Polizei sind vor allem folgende Bereiche betroffen:

  • Parkplätze vor Supermärkten (Hofer, Billa, Lidl)
  • große Parkgaragen und Einkaufszentren (SCS, Donau Zentrum, Lugner City)
  • Parkplätze vor Sport- und Fitnessanlagen
  • Abstellplätze in der Nähe von U-Bahn-Stationen

Der Grund ist einfach: Viele Menschen, viel Bewegung – und wenig Aufmerksamkeit.


Wie können wir uns schützen?

Die Polizei kann diese Täter nur schwer fassen, da sie sich ständig bewegen und Parkflächen in Wien kaum lückenlos überwacht werden können.

Deshalb ist Eigenvorsorge entscheidend. Hier die wichtigsten Maßnahmen:

1. Nach dem Abschließen immer an der Tür ziehen

Das ist die wichtigste Regel: Nicht nur auf das Klickgeräusch vertrauen – physisch prüfen, ob die Tür zu ist. Lässt sie sich öffnen? Dann wurde das Signal blockiert.

2. Das Auto immer aus nächster Nähe verriegeln

Nicht aus 10–20 Metern Entfernung drücken. Je näher man am Auto steht, desto schwerer kann das Signal gestört werden.

3. Keine Wertsachen sichtbar im Auto lassen

Rucksäcke, Taschen, Laptops, Werkzeuge – all das zieht Diebe an. Auch leere Taschen wirken wie potenzielle Beute. Wenn etwas unbedingt im Auto bleiben muss, dann im Kofferraum, nicht sichtbar.

4. Auf Personen in der Umgebung achten

Verdächtig können sein:

  • Personen, die im Auto nebenan sitzen,
  • scheinbar telefonierende Menschen,
  • Personen mit kleinen Taschen oder Rucksäcken, in denen ein Jammer steckt.

Wenn etwas „komisch“ wirkt: kurz warten oder zweimal kontrollieren.

5. Wenn möglich: mechanisch abschließen

Viele Autos haben einen versteckten mechanischen Schlüssel im Funkschlüssel. In unsicheren Situationen sinnvoll – denn ein Jammer kann ein mechanisches Schloss nicht blockieren.


Kann das Auto mit dieser Methode gestohlen werden?

Nein. Signal Jamming verhindert nur das Verriegeln des Fahrzeugs, aber es ermöglicht nicht, den Motor zu starten oder wegzufahren.

Das Ziel ist ausschließlich, Gegenstände aus dem Fahrzeug zu stehlen, nicht das Auto selbst.


Was sagt die Polizei?

Die Wiener Polizei bestätigt, dass dies eine der häufigsten Methoden des Diebstahls ohne Beschädigungen ist. Empfohlene Maßnahmen:

  • visuell und physisch prüfen, ob das Auto abgeschlossen ist,
  • keine sichtbaren Wertgegenstände zurücklassen,
  • auf verdächtige Personen achten.

Die Polizei weist außerdem auf ein wichtiges Detail hin: Wenn es keine Aufbruchspuren gibt, zweifeln manche Versicherungen, ob das Fahrzeug überhaupt ordnungsgemäß versperrt war – und verweigern die Schadensregulierung.

Daher sollte man beim Melden des Vorfalls unbedingt erwähnen, dass der Verdacht auf Signal Jamming besteht – die Polizei kennt diese Methode sehr gut. Rufen Sie die Polizei sofort direkt am Tatort.

Es gibt eine zweite elektronische Methode – den „Relay Attack“

ADAC und andere Organisationen warnen, dass neben dem Signal Jamming auch eine zweite Form des elektronischen Diebstahls existiert – allerdings betrifft diese nur Autos mit Keyless-Systemen.

Dabei wird der Funkschlüssel „verlängert“, sodass das Auto glaubt, der Schlüssel sei direkt neben ihm. So können Täter: das Auto öffnen und sogar starten – und damit wegfahren.

Mehr dazu finden Sie hier.

In unserem Artikel geht es jedoch vor allem um Signal Jamming, da diese Methode in Wien deutlich häufiger vorkommt und viele Diebstähle aus Fahrzeugen verursacht – wie im beschriebenen Fall vor dem Hofer.


Fazit

Diebstähle durch Funkstörung sind weder Mythos noch urbane Legende.
In Wien treten sie seit Jahren immer wieder auf – und die aktuellen Fälle zeigen, dass Täter diese Methode weiterhin aktiv nutzen.

Mit nur wenigen einfachen Gewohnheiten – Türgriff prüfen, bewusst abschließen und keine Wertgegenstände sichtbar liegen lassen – kann man das Risiko deutlich reduzieren.

Wenn Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben, teilen Sie Ihre Geschichte mit uns.
Ihre Erfahrungen helfen anderen, sich besser zu schützen.


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