Obwohl sein Grab seit 1897 im Hof der Dom-Kirche in Belgrad liegt, lebte Vuk Stefanović Karadžić als "Flüchtling aus der Türkei" über 50 Jahre lang in Wien und war dort sehr aktiv.
Zu dieser Zeit galt Wien als einer der wichtigsten kulturellen und politischen Zentren Europas. Es zog insbesondere die Völker des Westbalkans an, die entweder unter der Herrschaft der Habsburger standen oder bereits dort lebten, um der Bedrohung und Ausbreitung des Osmanischen Reiches auf dem Balkan zu entkommen.
Wer war Vuk Stefanović Karadžić?
Vuk war Schriftsteller, Philologe und Reformer der serbischen Schrift und Rechtschreibung.
Er wurde am 7. November 1787 in dem Dorf Tršić in der Nähe von Loznica geboren. Er verstarb am 7. Februar 1864 in Wien.
Vuk Karadžić ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der serbischen Kultur und Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Bis zum Jahr 1813 lebte Vuk in Serbien.
Nach dem Scheitern des Ersten Serbischen Aufstands zog er zunächst nach Zemun und dann nach Wien, wo er die achtzehnjährige Anna Maria Kraus, die Tochter eines wohlhabenden Händlers, kennenlernte. Bei diesem Händler wohnte Vuk zu dieser Zeit.
Ehe mit Ana Kraus
Vuk verliebte sich in Anna und entschied sich, sie zu heiraten. Sie hatten dreizehn Kinder, von denen sogar elf in der Kindheit oder frühen Jugend verstarben.
Milutin, Milica, Božidar, Vasilija, Sava Ruža, Amajlija, Aleksandrina und zwei nicht getaufte Kinder sind sehr früh verstorben, während die Tochter Mina und der Sohn Dimitrije alles waren, was den unglücklichen Eltern blieb.
Anna hat die Kinder größtenteils alleine erzogen, da Vuk oft nach Serbien gereist ist, um Volksdichtung und historisches Material zu sammeln.
Aus ihren Briefen lässt sich schließen, dass sie nicht einmal den Wunsch hatte, in Serbien zu leben, und dass ihr die serbischen Bräuche und Lebensweise sehr fremd und seltsam waren.
Leben und Arbeit in Wien
Eine der ersten Schriften, die Vuk in Wien veröffentlichte, war ein Text über den Zusammenbruch des Ersten Serbischen Aufstands, was die Aufmerksamkeit des Zensors Jernej Kopitar auf sich zog.
Angeregt durch die Ratschläge von Jernej Kopitar verbrachte Vuk einen Großteil seines Lebens damit, volkstümliche Erzählungen, Geschichten, Lieder und Sprichwörter zu sammeln.
Die erste Sammlung von Volksgedichten veröffentlichte er im Jahr 1814 unter dem Titel "Mala prostonarodna slaveno-serbska pjesnarica". Darin wurden etwa hundert lyrische und sechs epische Gedichte gedruckt.
Im Jahr 1815 veröffentlichte er eine zweite Sammlung mit dem Titel "Narodna serbska pesnarica", in der er etwa 100 lyrische und 17 epische Gedichte schrieb.
Das waren Gedichte aus Srem und Umgebung Loznica sowie Gedichte, die von Tešan Podlugović und Filip Višnjić gesungen wurden.
Kopitar übersetzte die Gedichte ins Deutsche, und sie erregten die Aufmerksamkeit angesehener deutscher Schriftsteller wie Goethe und den Brüdern Grimm.
In den Jahren 1823 und 1824 veröffentlichte er zwei weitere Sammlungen in Leipzig, und 1833 in Wien. Die fünfte und sechste Sammlung wurden erst dreißig Jahre später aufgrund finanzieller Schwierigkeiten gedruckt.
Die erste Sammlung von Erzählungen mit dem Titel "Narodne srpske pripovijetke" veröffentlichte Karadžić 1821 in Wien. Sie enthielt 12 Geschichten und 166 Rätsel.
Eine neue Ausgabe der Erzählungen, die Vuk Jakob Grimm gewidmet hat, wurde 1853 in Wien gedruckt. Im nächsten Jahr übersetzte Vuk's Tochter Mina diese Sammlung ins Deutsche.
Parallel zum Sammeln von Gedichten und Geschichten hat Vuk auch Volksweisheiten aufgezeichnet.
Metropolit Stratimirović, der mit seinen Ideen nicht einverstanden war, konnte die Veröffentlichung der Sammlung stoppen.
Dennoch wurde 1836 in Cetinje die Sammlung "Narodne srpske poslovice" veröffentlicht, die dem Bischof Petar II. Petrović Njegoš gewidmet war.
Karadžić integrierte Notizen zu Volksbräuchen und Überzeugungen auch in sein Wörterbuch. Zu den Erklärungen bestimmter Wörter fügte er auch reiche Beschreibungen des Lebens in Serbien und der Umgebung hinzu.
Derzeitiges Aussehen des Hauses, in dem Vuk Stefanović Karadžić lebte. Das Haus befindet sich in der Marokkanergasse 3, im dritten Wienerbezirk.
An dem Haus befindet sich eine Tafel, auf der zweisprachig steht: "Hier lebte, arbeitete und starb Vuk Stefanović-Karadžić, Schöpfer der serbischen Sprache und Literatur."
Darüber hinaus sammelte er als Teilnehmer des Ersten Serbischen Aufstands umfangreiches Material über die Ereignisse, die sich in Serbien bis zum Jahr 1814 abgespielt haben.
Die Ereignisse während der Herrschaft von Fürst Miloš Obrenović beschrieb Vuk in seinem Buch "Miloš Obrenović knjaz Serbiju", das im Jahr 1828 gedruckt wurde.
Vuk Stefanović Karadžić schrieb auch historische Monografien über bekannte Persönlichkeiten wie Hajduk Veljko Petrović, Miloje Petrović, Milenko Stojković, Petar Dobrnjac und Hadži Ruvim. Die Materialien zum Ersten Serbischen Aufstand übergab er dem deutschen Historiker Leopold Ranke, der sie später in seinem Buch "Srpska revolucija" ("Die serbische Revolution") veröffentlichte.
Tod von Vuk Karadžić
Vuk Stefanović Karadžić verstarb am 7. Februar 1864 in Wien.
Seine Überreste wurden am 12. Oktober 1987 nach Belgrad überführt und mit höchsten staatlichen Ehren im Hof der Dom-Kirche beigesetzt.
Er wurde neben Dositej Obradović beigesetzt.
Seine Sprache wurde offiziell als Literatursprache erst im Jahr 1868 angenommen, vier Jahre nach seinem Tod.
Obwohl von angesehenen europäischen Philologen und Schriftstellern gelobt und in diesen Regionen umstritten, hat Vuk Stefanović Karadžić durch die Vereinfachung der Sprache und Schrift, die wir heute sprechen und schreiben, einen bedeutenden Beitrag geleistet.
Seine philologische, ethnografische und historische Arbeit hat viele Generationen beeinflusst und geprägt.
Dank ihm wurden viele historische Fakten, Volksbräuche und Überzeugungen vor dem Vergessen bewahrt.
Jeglichen Ansehens, das er weltweit genoss, zeugt auch die Tatsache, dass er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Künste war.
Er arbeitete mit zahlreichen deutschen Philologen und Schriftstellern zusammen und erhielt bereits 1826 eine lebenslange Pension von der russischen Regierung.
Das Denkmal für Vuk Karadžić befindet sich in der Rasumofskygasse 23, ebenfalls im dritten Wienerbezirk.
Vor kurzem hat Zoran Ilić, der Vorsitzende des Fraktionsausschusses der Volkspartei Österreich in Wien-Donaustadt, die Initiative gestartet, eine Straße in diesem Teil von Wien nach Vuk Stefanović Karadžić zu benennen.
Vuk's Stiftung
Im Jahr 1987 wurde auf Initiative des Ausschusses zur Feier des 200. Geburtstags von Vuk S. Karadžić die nichtstaatliche, unabhängige Institution "Vukova zadužbina" (Vuk-Stiftung) gegründet.
Die Stiftung befasst sich mit allen Bereichen des Volkslebens und Schaffens im Geiste der dauerhaften Werte von Vuk's Werk.
Die Gründer sind Vertreter der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (SANU) sowie anderer bedeutender wissenschaftlicher, kultureller und Bildungseinrichtungen und Organisationen in Serbien.
Bibliografie
Das Gebiet der Sprache und Volksliteratur.
- 1814. Mala prostonarodna slavenoserbska pjesnarica
- 1814, 1818. Srpska gramatika (1824. godine prevedena na nemački jezik)
- 1818, 1852. Srpski riječnik
- 1814,1815,1823,1833,1841,1845,1846,1862,1865,1866. Srpske narodne pjesme
- 1821, 1853. Srpske narodne pripovjetke
- 1827. Prvi srpski bukvar
- 1836, 1849. Srpske narodne poslovice kao i druge kao i one u običaj uzete riječi
- 1839, 1843, 1847. Odgovori Jovanu Hadžiću – Milošu Svetiću na njegove Sitnice jezikoslovne i Utuke
- 1845. Pisma Platonu Atanackoviću o srpskom jeziku i pravopisu
- 1847. Prevod Novoga zavjeta
Das Gebiet der Literaturgeschichte und -theorie. - 1817. O Vidakovićevom romanu
- 1820. O Ljubibratićevim prevodima
- O narodnim umotvorinama (u predgovorima pomenutih zbirki)
- O staroj srpskoj književnosti
Ethnografische Werke - 1837. Crna Gora i Crnogorci
- 1867. Život i običaji naroda srpskoga
Historische Aufzeichnungen - 1826. Žitije Ajduk-Veljka Petrovića
- 1827. O staroj istoriji, turskoj vladavini, hajducima
- 1828. Prva godina srpskog vojevanja na daije
- 1828, 1832. O Milošu Obrenoviću
- 1829. Kao srpski Plutarh, ili žitija znatni Srbalja
- 1834. Druga godina srpskog vojevanja na daije
- 1844. Odgovor na laži i opadanja u „Srpskom ulaku“
- 1860. Praviteljstvujušči sovjet
Fachgebiet Geographie und Soziologie - 1827. Geografičesko-statističesko opisanije Srbije
Zeitschriften - 1849. Kovčežić za istoriju, jezik i običaje
- 1826, 1827, 1828, 1829, 1834. Danica
Texte teilweise von: https://www.biografija.org/ übernommen
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